Kontext
Das Projekt MoMIt findet im deutschsprachigen Teil des Kantons Graubünden statt, dem einzigen Kanton der Schweiz mit drei Amtssprachen: Deutsch, Romanisch und Italienisch. Italienisch wird offiziell im Gebiet des italienischsprachigen Graubündens gesprochen, ist aber auch als extraterritoriale Sprache erheblich präsent (fast die Hälfte der italienischsprachigen Sprecherinnen und Sprecher lebt nicht im italienischsprachigen Graubünden, sondern in den offiziell deutschsprachigen – vorwiegend – oder romanischsprachigen Gebieten des Kantons). Auf rechtlicher Ebene, sowohl kantonal in Graubünden als auch auf Ebene der Schweizerischen Eidgenossenschaft, hat Italienisch – wie Romanisch – den Status einer Minderheitensprache. Faktisch sagen, dass Italienisch in Graubünden einen doppelten Minderheitenstatus hat, da es im Vergleich lässt sich zur romanischen Sprache etwas weniger gesprochen wird.
Das Lernen von (mindestens) einer Fremdsprache in der Primarschule ist in der Schweiz eine gut gefestigte Realität. Je nach Kanton kann die (erste) Fremdsprache Französisch, Deutsch, Italienisch, Romanisch oder Englisch sein. Das Projekt MoMIt konzentriert sich insbesondere auf die italienische Sprache als erste erlernte Fremdsprache, von der dritten bis zur sechsten Klasse, in den Primarschulen des deutschsprachigen Kantonsgebiets. Das Projekt richtet sich an die Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen, wo das in Italienisch geforderte Niveau A1.2 des GER (der Referenz-Lehrplan für den Kanton Graubünden ist der Lehrplan 21, der seinerseits beim GER für sprachliche Kompetenzen anknüpft) vorausgesetzt wird.
Kurzer Überblick über die Bildungspolitik im Bereich Sprache und über strittige Aspekte:
- Die Einführung des Italienischunterrichts als Fremdsprache im Kanton Graubünden geht auf das Schuljahr 1999/2000 zurück. Später, 2013, wurde der Italienischunterricht durch Englisch (ab der fünften Klasse) ergänzt. Dieses Schulmodell für den Sprachunterricht wurde durch die Schulreform der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren von 2004 festgelegt, mit Blick auf 1) Vorverlagerung des Sprachunterrichts, 2) Harmonisierung zwischen den Kantonen und 3) Aufwertung sowohl der Landessprachen als auch des Englischen.
- Die Rolle des frühen Fremdsprachenunterrichts in der Schweiz – damit auch des Italienischen im deutschsprachigen Teil des Kantons Graubünden – ist breit diskutiert. Es gab und gibt Initiativen, die darauf abzielen, die geltende schulische Ordnung zu verändern, um den Übergang zum Unterricht einer einzigen Fremdsprache zu begünstigen (siehe etwa die 2018 abgelehnte Initiative gegen das Lernen von zwei Fremdsprachen in der Primarschule in Graubünden und die 2025 angenommene Initiative gegen das Lernen von Französisch im Kanton Zürich).