Reden die Kinder gerne über ihre Migrationsgeschichte?
Es kann auch vorkommen, dass ein Kind gar keinen Bezug zur Migrationsgeschichte seiner Familie oder dem Herkunftsland der Grosseltern hat. Das Thema scheint aus unbekannten Gründen abgeschlossen oder man wollte nie wirklich darüber sprechen. Es ist aber klar, dass jede Familie eine Migrationsgeschichte hat. Die einen sind stolz auf ihre Herkunft und reden zu Hause viel darüber, für andere Familien ist es eher ein Tabu. Da muss ich vorsichtig sein und darf das Kind nicht zur Gruppe mit Migrationshintergrund zuordnen, nur weil sein Name darauf hinweist. Als Lehrperson muss ich taktvoll sein und erkennen, ob das Kind möchte, dass man es mit einem zusätzlichen Land verbindet oder eben nicht.
Was gefällt Ihnen an migrationsgeschichte.ch?
Mir gefällt die Idee sehr. Es ist wichtig, Migration in der Schule spielerisch zu thematisieren – und das bereits bei den Kleinen. Es ermöglicht allen Beteiligten, sich damit auseinanderzusetzen. Jede Familie hat eine Migrationsgeschichte. Diese Tatsache zu verinnerlichen ist wichtig, denn so hat man nicht das Gefühl, dass einige Kinder in der Klasse vernachlässigt werden. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass der Fundus an Materialien für die interkulturelle Pädagogik rar ist. Unsere Nachbarländer sind uns da voraus!
Wie können Sie als Lehrperson profitieren?
Als Lehrperson denkt man oft, man müsse das Rad neu erfinden. Auf migrationsgeschichte.ch hat es viele Unterrichtsvorschläge und Materialien, die die Planung enorm erleichtern. Diese geben mir einen grossen Spielraum. Schön finde ich auch, dass die Unterrichtseinheiten aufeinander aufbauen.
Was verbinden Sie persönlich mit Migration?
Allein mein Name zeigt schon, dass ich einen Migrationshintergrund habe. Migration ist ein wichtiges kulturelles Gut. Es verändert das Individuum und die Gesellschaft. Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema bewirkt man bei den Menschen oft einen Perspektivenwechsel. Sie legen Vorurteile ab und verstehen besser, warum eine Gesellschaft sich so entwickelt hat. Ausserdem ist es mir wichtig, mich mit der eigenen Migrationsgeschichte auseinanderzusetzen. Ich habe mich besser kennengelernt und bin kritischer – aber auch offener – für kulturelle Begebenheiten geworden.