Medienmitteilung
Orbita: Das erste in der Schweiz entwickelte Sprachlehrmittel für Italienischbünden

Nach den Sommerferien wird in allen 2. Klassen der italienischsprachigen Schulen Graubündens erstmals das neue Sprachlehrmittel Orbita eingesetzt. Entwickelt von der PH Graubünden im Auftrag des Amts für Volksschule und Sport (AVS) sowie des Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartements des Kantons Graubünden (EKUD) markiert Orbita eine bedeutende Neuerung in der Sprachbildung der italienischsprachigen Regionen.

Pünktlich zum Schuljahresbeginn erscheint das neue italienische Sprachlehrmittel Orbita. Rund 150 Zweitklässlerinnen und Zweitklässler in den Primarschulen Italienischbündens gehören zu den ersten, die das innovative Lehrmittel nutzen werden, das speziell auf die regionalen und sprachlichen Besonderheiten der italienischsprachigen Regionen in Graubünden zugeschnitten ist. «Die neue Lehrmittelreihe führt die Kinder mit dem Schuleintritt schrittweise von der italienischen Alltagssprache zur Bildungssprache», erklärt Dr. Franca Caspani, Co-Projektleiterin und Studiengangsleiterin Primarstufe an der PH Graubünden. «Dies bedeutet, dass der Sprachunterricht vom impliziten zum expliziten sprachlichen Wissen führt. Ziele des Sprachunterrichts sind das Aufbauen und Pflegen der grundlegenden Sprachfertigkeiten und das Vermitteln der bewussten Sprachstrategien. Das soll in einem sozial und kommunikativ bedeutsamen Kontext geschehen.»

Die Umsetzung und Implementierung des entwicklungs- und altersgerechten Lehrmittels in den einzelnen Schulstufen erfolgt in den kommenden Jahren jeweils zu Beginn des neuen Schuljahres und wird 2028 mit der Einführung in der 9. Klasse abgeschlossen.

Entwickelt von einem 32-köpfigen Projektteam


«Die Entwicklung von Orbita war ein umfangreiches Unterfangen», so die Co-Projektleiterin. Ein 32-köpfiges Team, bestehend aus Sprachwissenschaftlern, Redakteurinnen, Kinderbuchautoren, Grafikerinnen, Illustratoren und IT-Spezialisten, arbeitete über zwei Jahre hinweg an der Konzeption und Realisation der neuen Lehrmittelreihe. Unterstützt wurden sie dabei von rund 15 Lehrpersonen sowie Sprachdidaktikerinnen und Sprachdidaktiker der Pädagogischen Hochschule Locarno (DFA/PH SUPSI). «Die Einführung des Lehrmittels in den 2. Klassen nach den Sommerferien ist daher ein grosser Moment für uns alle. Ein Moment, auf den wir lange hingearbeitet haben», so Caspani.

Einblick in die Orbita-Werkstatt: Ein 32-köpfiges Team war an der Ausarbeitung der neuen Lehrmittelreihe beteiligt.

Die Einführung von Orbita markiert einen wichtigen Meilenstein in der Sprachbildung für italienischsprachige Schülerinnen und Schüler


Das Lehrmittel Orbita orientiert sich an einem kompetenzorientierten Unterrichtsansatz, der den aktuellen Anforderungen des Lehrplans 21 entspricht. Es fördert sowohl sprachliche als auch kulturelle Kompetenzen und geht altersgerecht auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler auf den verschiedenen Schulstufen ein. Dabei wird auch die spezielle soziolinguistische Situation der Region berücksichtigt.

Prof. Dr. Vincenzo Todisco, wissenschaftlicher Co-Projektleiter und Leiter der Sonderprofessur Integrierte Mehrsprachigkeitsdidaktik Italienisch an der PH Graubünden, betont die Bedeutung des neuen Lehrmittels: «Die Lehrmittelreihe wird dazu beitragen, die sprachlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu stärken, ihre kulturelle Identität zu fördern und sie auf eine erfolgreiche Zukunft in einer vielsprachigen und zunehmend digitalen Gesellschaft vorzubereiten.»

Regionale Besonderheiten im Fokus


Bis anhin kamen in den Schulen in erster Linie Unterrichtsmaterialien aus Italien zum Einsatz. Diese wurden vielfach mit Materialien ergänzt, die von den Lehrpersonen je nach Bedürfnis der Klasse individuell zusammengestellt wurden. Mit Orbita stellt das Amt für Volksschule und Sport des Kantons Graubünden erstmals ein verbindliches Lehrmittel zur Verfügung, das ein einheitliches und stufengerechtes Erlernen der italienischen Sprache gewährleistet. Ein Novum in der Geschichte der Volksschule in Italienischbünden. Orbita ist ein Lehrmittel, das die regionalen Besonderheiten der italienischen Sprache und Kultur im Moesano, Bergell und Puschlav untereinander und mit denen anderer Sprachen und Kulturen vergleicht. «Damit bieten wir den Schülerinnen und Schülern gezielte Angebote, um über die sprachlichen Eigenheiten und über den Sprachlernprozess zu reflektieren», so Prof. Dr. Vincenzo Todisco.

Wie lernt man in 20 Jahren?


Ein weiteres Highlight von Orbita ist die Integration digitaler Zusatzmaterialien und interaktiver Übungen, die das Lernen erlebbar machen und die Schülerinnen und Schüler aktiv einbeziehen. Neben gedruckten Materialien wie Lehr-, Grammatikbuch und Arbeitsheft, stehen auch digitale Lerneinheiten wie beispielsweise ein Lesetraining mit Aufnahmefunktion und einem differenzierten und adaptiven Übungsangebot zur Verfügung. «Unser Ziel war es, eine moderne und innovative Lehrmittelreihe zu entwickeln, die die italienische Sprache in den Kontext einer vernetzten, mehrsprachigen und multikulturellen Welt stellt», sagt Dr. Franca Caspani. Orbita bietet den Schülerinnen und Schülern nicht nur Lerngelegenheiten, um sprachliche und kulturelle Kompetenzen aufzubauen, sondern befähigt sie auch, sich in einer digitalisierten Welt stufengerecht zu behaupten.

Bei der Entwicklung des Konzepts war daher Weitsichtigkeit gefragt. «Was erwartet uns in den nächsten zwei Jahrzehnten? Diese Frage trieb die Entwicklerinnen und Entwickler bereits in der Konzeptionsphase an», so Caspani. «Wir mussten uns also mit Themen wie zum Beispiel die Bedeutung der Handschrift, aktuelle und künftige Formen der Kommunikation und künstliche Intelligenz auseinandersetzen.» Dass nun ein innovatives Lernkonzept wie Orbita gerade in einer Randregion zum Einsatz kommt, sei eine Besonderheit und stehe für eine chancengerechte Bildung in allen Regionen.

Die Fertigstellung und Schuleinführung von Orbita erfolgt in mehreren Etappen.


2024: Lehrmitteleinführung 2. Klasse

2025: Lehrmitteleinführung 3. Klasse

2026: Lehrmitteleinführung 4. Klasse/1. Sekundarstufe

2027: Lehrmitteleinführung 5. Klasse/2. Sekundarstufe

2028: Lehrmitteleinführung 6. Klasse/3. Sekundarstufe

Was verbirgt sich hinter dem Namen Orbita?

Der Name Orbita symbolisiert nicht nur die Umlaufbahn der Planeten, sondern steht auch für Reisen und Entdeckungen im Weltall. Dies steht im Einklang mit dem Lernziel, die Lernenden auf eine unvoreingenommene und vielseitige Entdeckungsreise mitzunehmen. Der neue Grammatikansatz, der auf der Valenzgrammatik basiert, wird zudem oft als Sonnensystem mit Planeten und Satelliten dargestellt, bei dem das Verb den Kern bildet und die Ergänzungen wie Planeten darum kreisen. Der Name Orbita unterstreicht die Idee, dass Sprachenlernen eine Reise mit verschiedenen Stationen ist, auf der sich die Lernenden offen, neugierig und unvoreingenommen auf etwas Neues einlassen.

Orbita, das Italienisch-Lehrmittel für Schulen in Italienischbünden

Orbita ist ein Lehrmittel für die italienischsprachigen Schulen Graubündens, das die italienische Sprache in den dynamischen Kontext einer vernetzten, mehrsprachigen und multikulturellen Welt stellt. Orbita geht davon aus, dass die Sprache das wichtigste Kommunikations- und Denkwerkzeug des Menschen ist. Das Lehrmittel begleitet die Lernenden auf dem Weg zu einem immer bewussteren, vielfältigeren, artikulierten, korrekten und verantwortungsvollen Gebrauch der Sprache in den verschiedenen Kommunikationssituationen.

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CAS Lehrmittel­autor:in

Dreh- und Angelpunkt des Unterrichts sind intelligent inszenierte Aufgabenstellungen in durchdachten Lehrmitteln. Doch wie entstehen moderne und wirksame Lehrmittel? Was muss dabei berücksichtigt werden? Wie gelingt ein logischer Aufbau? Wie entstehen einladende Texte? In diesem Lehrgang erhalten Sie Antworten und entwickeln ein eigenes Lehrmittel – digital oder analog.

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