Ihr habt eure berufliche Tätigkeit über den Wolken an den Nagel gehängt und euch für das Studium zur Lehrperson entschieden. Wie kam es dazu?
Jenny: Für mich stand der Beruf als Lehrerin immer an erster Stelle. Ich wollte mir einfach etwas Zeit lassen und wertvolle Erfahrungen sammeln, bevor ich dann an der PH Graubünden einsteige.
Tonio: Den Beruf als Lehrer hatte ich stets im Hinterkopf. Ich wollte unbedingt Kinder und Jugendliche auf ihrem Lebensweg begleiten und fördern. Das ist schliesslich nachhaltiger als Fliegen. Corona hat den Ausstieg dann begünstigt und so kam ich von Zürich, wo ich auch aufgewachsen bin, nach Arosa und arbeitete in einem Sportgeschäft. Dort bin ich übrigens noch immer tätig. Und so war der Weg an die PH Graubünden gegeben.
Gibt es Parallelen zwischen den beiden Berufen?
Jenny: Da gibt es viele. Im Flugzeug muss man klar Führung übernehmen und das wird auch im Schulzimmer gefordert. Weiter muss man sich als Flight Attendant wie auch als Lehrerin in Notfallsituationen ruhig verhalten und kein Tag ist wie der andere. Beide Berufe enthalten viele Überraschungen. Im Büro war der Alltag viel weniger abwechslungsreich.
Tonio: Immer wieder wurden Flüge annulliert und ich musste mich vor rund 200 Passagiere stellen und ihnen diese Botschaft überbringen. Die Reaktionen waren jeweils sehr unterschiedlich emotional. Hier habe ich für meinen künftigen Beruf als Lehrer viel gelernt.
Was nehmt ihr aus eurer früheren Tätigkeit ins Studium und auch in den Beruf als Lehrperson mit?
Jenny: Auch an der PH Graubünden sind Planen und strukturiertes Arbeiten wichtig. Ich habe an Selbstbewusstsein gewonnen und hinterfrage eigentlich meine Leistungen nie. Ich weiss, was ich gut kann und wo ich besonders investieren muss.
Tonio: Oberstes Gebot war immer das De-Eskalieren und das nehme ich auch mit ins Klassenzimmer. Das Austauschen und Arbeiten mit anderen Kulturen ist extrem spannend, aber auch sehr streng und gerade bei Langstreckenflügen war auch ich manchmal recht müde, ich musste aber stets funktionieren. So habe ich mir verschiedene Strategien und Techniken angeeignet, gerade auch in schwierigen Gesprächen. Manchmal habe ich mich zu einem Passagier hingesetzt und im Verlaufe des Gesprächs wurde deutlich, dass der verspätete Abflug gar nicht der Grund für die schlechte Stimmung des Passagiers war; oft steckten ganz andere familiäre oder berufliche Gründe hinter einem aggressiven Verhalten. Hier haben wir auch während der Ausbildung zum Chef de Cabine sehr viel gelernt.
Werden eure Schülerinnen und Schüler etwas von eurem Engagement als Flight Attendant mitbekommen?
Jenny: Im Praktikum hatten wir im NMG-Unterricht das Thema "Afrika". Hier konnte ich aus dem Vollen schöpfen, Bilder zeigen und auch von meinen Erlebnissen live berichten. Damit konnte ich die Kinder "fesseln", denn sie spürten, dass es authentisch ist.
Tonio: Ich habe in meinem Praktikum einen Teil meiner Berufskleidung als Flight Attendant mitgenommen und die Klasse durfte raten, was mein beruflicher Hintergrund ist. In NMG werde ich natürlich die Vielfalt der Kulturen mit den Kindern thematisieren können, darauf freue ich mich sehr.