#HOCHkarätig: Themenabend zur Ausstellung
Gäste aus Politik, Wirtschaft und Bildung diskutieren über die «Schule der Zukunft»

Ein starkes öffentliches Bildungssystem ist einer der Grundpfeiler von demokratischen Gesellschaften. Allerdings ist das Bildungssystem kein starres Gebilde. Die dringende Frage lautet deshalb: In welche Richtung soll sich unser Bildungssystem in naher Zukunft weiterentwickeln? Diese Frage stand im Zentrum der Wanderausstellung "Schule. Experiment Zukunft" des Schulmuseums Bern. 170 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Bildung haben sich im Februar 2023 dieser Frage entlang verschiedener Pisten diskursiv angenähert.

Ein Themenabend über die Schule von morgen 

Am Montagabend, 13. Februar 2023, haben 170 Personen, darunter viele Grossrätinnen und Grossräte den Weg an die Scalärastrasse 17 gefunden. Prof. Dr. Gian-Paolo Curcio, Rektor der PH Graubünden, begrüsste die Gäste mit folgenden Worten: «Schulen und ihre Lehrpersonen sind für unsere Gesellschaft wichtig. Der Aufgabenbereich von Lehrpersonen geht weit über das Vermitteln von Wissen hinaus. Lehrpersonen inszenieren Lerngelegenheiten, in denen der fachliche und überfachliche Kompetenzaufbau der Schülerinnen gefördert, Normen und Werte vermittelt und auf diese Weise die Persönlichkeitsbildung von jungen Menschen unterstützt werden. Lehrpersonen übernehmen mit ihrem professionellen Handeln Verantwortung für die Gesellschaft. Sie gestalten mit ihrer Arbeit unsere Zukunft. Dementsprechend kommt den Lehrpersonen und den Schulen eine hohe gesellschaftliche Relevanz zu.“ Diskurse über die Zukunft des Bildungssystems werden in zahlreichen Fach- und Interessenkreisen geführt. Was jedoch fehlt, ist eine lebhafte und grundlegende öffentliche Diskussion. Und genau hier hat die Veranstaltung angesetzt.

 

Der emeritierte Professor Hans-Ulrich Grunder, Mitbegründer der Ausstellung "Schule. Experiment Zukunft" erläuterte die zugrundeliegenden acht Treiber sowie fünf Initiativen und ermöglichte den Gästen damit einen raschen Überblick. Die Initiativen sind als provozierende Gedankenexperimente zu verstehen. Sie dienen als Diskussionsgrundlage und können nicht trennscharf voneinander unterschieden werden.

 

Im Zentrum der Diskussion: 5 Bildungsinitiativen

  • Eine Schule für alle
  • Für eine smarte Schule
  • Fertig mit der Industrieschule!
  • Überforderung stoppen!
  • Staatliches Schulmonopol stoppen

Gäste aus Bildung, Politik und Wirtschaft diskutieren stellvertretend über die Initiativen

An der Podiumsdiskussion wurden die fünf Initiativen unter der Leitung von Prof. Dr. Gian-Paolo Curcio, Rektor der PH Graubünden, angeregt und kompetent diskutiert. Auf dem Podium anwesend waren

  • Dr. Jon Domenic Parolini, Regierungsrat des Kantons Graubünden
  • Sandra Locher Benguerel, Nationalrätin und Hochschulrätin PH Graubünden
  • Prof. Dr. Barbara Fäh, Rektorin Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik (HfH) Zürich
  • Prof. Dr. Rudolf Minsch, Chefökonom und stv. Vorsitzender der Geschäftsleitung von economiesuisse, Leiter allgemeine Wirtschaftspolitik & Bildung
  • Prof. Dr. Juraj Hromkovic, Professor für Informationstechnologie und Ausbildung an der ETH Zürich

Die nachfolgenden Aussagen der Diskussionsteilnehmer:innen erlauben einen fragmentarischen Einblick in den Diskussionsverlauf. Regierungsrat Dr. Jon Domenic Parolini betonte: "99.4% der Bündner Schülerinnen und Schüler besuchen eine öffentliche Schule. Die öffentlichen Schulen berücksichtigen die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler mittels Differenzierung und Individualisierung in hohem Masse." Juraj Hromkovic ist ebenfalls kein Freund von Extremen: "Ich finde wichtig, dass unsere Kinder lernen, in der Situation richtig zu handeln. Jedes Kind ist begabt. Die Frage ist nur für was." Rudolf Minsch machte deutlich, dass neben Mathematik und Sprache auch Future Skills wie kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation und Kollaboration gefragt sind. Dabei dürfe die Selektionsaufgabe der Schule keinesfalls verloren gehen. Weiter wurde die Frage gestellt, ob der Computer die bessere Lehrperson darstellen würde und wer denn in der Schule von morgen mitreden bzw. sie steuern werde? Sandra Locher Benguerel unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Lehrperson im Schulzimmer: „Lehrpersonen bleiben immer die wichtigsten Schlüsselpersonen in der Schule. Sie übergeben Verantwortung an die Kinder und sie fördern ihre Schülerinnen und Schüler. Wenn die Lehrperson engagiert ist, überträgt sie ihre Flamme automatisch auch auf die Kinder.“ Barbara Fäh knüpfte hier an: "Der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen kommt eine hohe Bedeutung zu. Wenn wir über die Schule der Zukunft sprechen, müssen wir auch über die Lehrerinnen- und Lehrerbildung der Zukunft sprechen.

Welche Schule und welche Lehrpersonen der Zukunft wünschen sich Schülerinnen und Schüler?

Einige Stimmen von Schülerinnen und Schülern wurden im Vorfeld eingefangen und mittels eines Videoclips präsentiert. Lorenzo, 5. Klässler aus Chur erklärte selbstbewusst: „Der Roboter gibt dir zwar die richtige Antwort, aber eine richtige Person in der Klasse zu haben ist schöner, denn einerseits hilft sie dir und ich kann der Lehrperson etwas anvertrauen und ich weiss, dass sie es niemandem weitersagen wird.“

Schule geht uns alle an. Die spannende Diskussion hat gezeigt, dass die Antworten auf die diskutierten Fragen unterschiedlich sind. Es gibt kein richtig oder falsch, sondern ein mehr oder weniger.

Die 5 Initiativen im Überblick

«Für eine smarte Schule»

Es ist höchste Zeit für eine konsequente Digitalisierung der Schulen. Das Potential der digitalen Revolution für das Lernen wurde bisher noch kaum genutzt. Gelernt wird weiterhin mit den Mitteln des 20. Jahrhunderts und für das 20. Jahrhundert.

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«Future Skills»

Die heutige Schule ist ein Produkt des 19. Jahrhunderts und der industriellen Revolution. Wir müssen unser Schulsystem endlich den veränderten Voraussetzungen und der Arbeitswelt der Zukunft anpassen. Die Schule des 21. Jahrhunderts braucht in erster Linie mehr Individualität und Kreativität!

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«Nein zu Bildungsexperimenten!»

Keine weiteren abgehobenen Bildungsreformen! Die Kinder lernen nichts mehr richtig, der Praxisbezug geht verloren und die Gefahren der Nutzung digitaler Medien werden unterschätzt. Es braucht dringend eine Rückbesinnung auf traditionelle Erziehungs- und Bildungsmethoden.

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«Eine Schule für alle»

Für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts brauchen wir ein starkes öffentliches Bildungssystem. Angesichts einer globalisierten Welt, zunehmender Ungleichheit und des Klimawandels dürfen wir diesen Eckpfeiler unserer demokratischen Gesellschaft nicht gefährden.

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«Pro Schule individuell»

Ein Ende dem staatlichen Bildungsmonopol! Die eine Schule, die allen Bedürfnissen gerecht wird, ist eine Illusion. Stattdessen fordern wir ein privatisiertes Schulsystem mit einer Vielzahl unterschiedlicher Schulformen.

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Wanderausstellung «Schule. Experiment Zukunft»

Diskurse über die Zukunft des Bildungswesens werden in zahlreichen Fach- und Interessenkreisen geführt. Was jedoch fehlt, ist eine lebhafte und grundlegende öffentliche Diskussion. Und genau hier setzt die Ausstellung «Schule. Experiment Zukunft» an.

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