Was zeichnet ein gutes Praktikum aus?
Eine erste wichtige Voraussetzung ist, dass die Schulleitung für Praktikantinnen und Praktikanten offen ist. Dies eröffnet uns den ersten Zugang zu den Schulen. Es gibt leider immer noch Schulen, die keine Berufspraktika anbieten. Als zweites sind es die motivierten Lehrpersonen, die an der Ausbildung unserer Studierenden mitwirken. Und Drittens: Ein Berufspraktikum ist dann gelungen, wenn offen über Unterrichtssituationen gesprochen und für die Studierenden ein Lernerfolg ersichtlich wird. Das gilt auch für Situationen, die nicht funktioniert haben. Denn wenn alles schöngeredet wird, bringt es nichts. Letztlich braucht von allen Seiten Motivation: von der Schulleitung, von den Praxislehrpersonen und von den Studierenden. Dann profitieren auch die Kinder – und es entsteht eine Win-Win-Win-Situation.
Hängen Praktikumsplätze immer vom Engagement der Schulleitung ab?
Es gibt auch Lehrpersonen, die sich unabhängig von der Schulleitung anbieten, da sie an keiner Kooperationschule angegliedert sind. Um diese Lehrpersonen sind wir natürlich sehr froh. Meistens sind es jedoch die Schulleitungen, die gezielt Lehrpersonen motivieren, Studierende ins Praktikum zu nehmen. Die Schulleitungen nehmen eine Schlüsselposition ein.
Können Schulen die Praktikantinnen als Arbeitskräfte in den Klassen einsetzen, die die Lehrpersonen entlasten?
Nein, das ist anders als in vielen Branchen der Wirtschaft. Der Aufwand für die Praxislehrpersonen ist nicht zu unterschätzen. Deshalb erhalten sie dafür auch eine Entschädigung: Ausgebildete Praxislehrpersonen erhalten pauschal 350 Franken pro Woche Praktikum, nicht ausgebildete 300 Franken. Auch die Kooperationsschulen erhalten eine kleine Aufwandentschädigung von 100 Franken pro Praktikum.
Wie überzeugst du die Schulleitungen?
Wir haben derzeit über 40 Kooperationsschulen in Graubünden, im St. Galler Rheintal, in Glarus, im Tessin und auch in Liechtenstein. Mit der steigenden Zahl Studierender brauchen wir immer mehr Praktikumsplätze. Derzeit sind es 700 Plätze, die wir koordinieren. Um neue Plätze zu gewinnen, besuche ich die Schulleitungen persönlich, stelle mich vor und erkläre ihnen unser Ausbildungskonzept sowie die Notwendigkeit der Praktika. Der Aufbau und die Pflege eines Beziehungsnetzes erleichtern es, zusätzliche Praktikumsplätze zu finden. Letztlich ergeben sich für die Schulen auch Vorteile bei der Besetzung von freien Stellen. Vielleicht bewirbt sich eine ehemalige Praktikantin, weil sie die Schule schon kennt. Und die Schulleitungen kennen die entsprechenden Stellensuchenden bereits.
Worin besteht deine Arbeit sonst noch?
Meine Arbeit besteht bei der grossen Anzahl Praktikumsstellen aus viel Koordinationsarbeit. Es gibt auch immer wieder Absagen, zum Beispiel wegen Stellenwechsel, Schwangerschaften oder Weiterbildungen. Dann sind wir gefordert, neue Praktikumsstellen zu finden. Für die Studienwochen mit den Mentorinnen und Mentoren muss auch alles organisiert werden. Zudem fallen Aufgaben betreffend Reakkreditierung und Qualitätssicherung an.
Die Ausbildung zur Praxislehrperson dauert ein Jahr. Warum lohnt es sich, diese Ausbildung zu machen?
Das Ziel der Ausbildung ist es, dass Praxislehrpersonen die Studierenden der PH Graubünden in den Praktika professionell begleiten und beurteilen können. Sie lernen das Ausbildungskonzept kennen und erhalten Werkzeuge für die Vor- und Nachbesprechung von Unterrichtssituationen. Somit sprechen wir allesamt eine gemeinsame Sprache, wenn es um Unterrichtsentwicklung geht. Darüber hinaus werden die Kommunikationskompetenzen im Hinblick auf die Begleitung und Beratung vertieft, was auch in anderen Lebensbereichen von Vorteil ist.