Brauchen wir also mehr Matheunterricht in der Schule?
Ja, aber nicht einfach mehr Stunden. Wichtig ist, dass mathematische Inhalte fächerübergreifend und vernetzt unterrichtet werden. Mathematik ist überall präsent. Es ist wichtig, dass im Sinne eines integrativen MINT-Unterrichts grundlegende mathematischen Konzepte wie Symmetrien und funktionale Zusammenhänge im Unterricht den Lernenden deutlich werden, sodass der Kompetenzaufbau auf eine breite Basis gestellt wird.
Welche Erkenntnisse lassen sich aus den Ergebnissen der PISA-Studie für den Schulunterricht ableiten?
Die aktuelle Studie der OECD bietet einen Überblick über die Kompetenzstände von Lernenden weltweit, insbesondere für die Kompetenzen in Mathematik und Naturwissenschaften. Schweizer Schülerinnen und Schüler rangieren hier konstant auf einem hohen Niveau. Dennoch bedarf es weiterer Anstrengungen, damit es so bleibt. Zwei zentrale Aspekte, die dazu beitragen können, sind der verstärkte Einsatz digitaler Medien beim Lehren und Lernen sowie die Förderung der Problemlösekompetenz der Lernenden.
Welche Erkenntnisse bezüglich der Wirksamkeit des MINT-Unterrichts zeigen sich aus der Forschung?
Ein integrativer, vernetzender Ansatz ist für einen nachhaltigen MINT-Unterricht besonders förderlich. Des Weiteren zeigen aktuelle Forschungsergebnisse die Bedeutung der Praxisorientierung sowie des Anwendungsbezugs für den MINT-Unterricht auf, da Lernende ein höheres Interesse und bessere Leistungen zeigen, wenn sie sehen, wie die Fächer zur Lösung realer Probleme beitragen können. Zudem bieten digitale Medien neue Möglichkeiten, wie Simulationen oder Online-Labore, was das Lernen anschaulicher und interaktiver macht.
Welche Ansätze verfolgen andere Länder, insbesondere Deutschland?
Der aktuelle Bericht «Digital Education Outlook 2023» der OECD zeigt, wie Schulen weltweit digitale Technologien nutzen können, um ihre Bildungssysteme zu verbessern. Zwei zentrale Fragen beschäftigen derzeit alle Länder: Wie können digitale Kompetenzen von Lehrpersonen gefördert werden, und welche Richtlinien und Schutzmassnahmen bedarf es, um einen effektiven und gerechten Einsatz von KI in der Bildung zu ermöglichen?
Was kann die Schweiz vom Ausland lernen?
Wie in der Schweiz ist auch in Deutschland die Digitalisierung des Bildungssystems eine grosse Herausforderung. Das aktuelle deutsche Förderprogramm «Basis-DigitalPakt Schule 2019 bis 2024» umfasst 5 Milliarden Euro. Allerdings ist es mit einer guten Ausstattung nicht getan. Bestimmend muss das Primat der Pädagogik sein. Die Wahl eines digitalen Mediums muss nach den pädagogischen Zielen erfolgen.
Braucht es neue Strategien, um sicherzustellen, dass wir in Zukunft über genügend MINT-Fachkräfte verfügen?
Wichtig ist die frühzeitige Förderung, da die Weichen für ein starkes Interesse und solide Kompetenzen in MINT-Fächern bereits im Primarschulalter gestellt werden. Bildungsangebote, die Spass am Entdecken und Experimentieren wecken, sind entscheidend für die spätere MINT-Laufbahn. Ebenso wissen wir aus der Forschung, dass Lehrpersonen ein Schlüsselfaktor sind. Ihre Qualifikation und ihr Engagement sind entscheidend für die Qualität des MINT-Unterrichts. Fortbildungen und professionelle Unterstützung können Lehrkräfte dabei unterstützen, ihren Unterricht effektiver zu gestalten und aktuelle Inhalte zu vermitteln. Die PH Graubünden bietet daher ein umfassendes Fortbildungsprogramm für sie an.