Interview zum neuen Masterstudium: Thomas Willi
Masterstudium Sek I: für Stu­dien­ab­gäng­er und Quer­ein­stei­gen­de

Ein neues Masterstudium an der PH Graubünden erlaubt Studienabgängern von Universitäten und Fachhochschulen den Einstieg in die Lehrtätigkeit an Sekundarschulen. Thomas Willi, Studiengangsleiter an der PH Graubünden, erklärt im Interview die neue Ausbildung für Quereinsteigende in den Lehrberuf.

Der Masterstudiengang Sekundarstufe I der PH Graubünden eröffnet komplett neue Karrieremöglichkeiten. An wen richtet er sich?

Angesprochen sind beispielweise Frauen und Männer, die aktuell an der Universität oder an einer Fachhochschule studieren und einen pädagogischen Weg einschlagen möchten. Aber auch Leute, die bereits mitten im Berufsleben stehen und sich neu orientieren möchten – beispielsweise Mathematikerinnen, Sportwissenschaftler oder Historikerinnen. Es ist ebenso eine Option für all diejenigen, die nach der Familienpause gerne wieder ins Berufsleben einsteigen möchten. Der konsekutive Masterabschluss bietet ihnen ganz neue berufliche Perspektiven.

Weshalb haben Sie die für die Ostschweiz neuartige Ausbildung ins Leben gerufen?

Diese Möglichkeit, auf der Basis eines Fachbachelors ein Masterstudium zur Lehrperson der Stufe Sekundar I zu absolvieren, ist in einigen Kantonen bereits bekannt und etabliert, nicht so in der Ostschweiz. Neben den grundständigen Studiengängen und dem Erweiterungsstudium für Primarlehrpersonen ist es ein dritter Weg zur Sekundarlehrperson. Damit sprechen wir eine gänzlich neue Zielgruppe an, nämlich jene, welche ein oder mehrere Fächer der Volksschule im Rahmen ihres Bachelorstudiums an einer universitären Hochschule oder an einer Fachhochschule absolvieren bzw. absolviert haben. Interessierte aus der Region können jetzt neu in Chur diese Ausbildung machen. Das ist besonders wichtig für Frauen und Männer, die hier leben und arbeiten. Aber auch für solche, die in einer Grossstadt ein Studium absolvieren und danach in ihren Heimatkanton zurückkehren wollen. Bis anhin mussten sie für diese Ausbildung weit pendeln oder sogar wegziehen.

Wie sieht es mit den beruflichen Perspektiven aus?

Der Lehrberuf ist durch den intensiven Kontakt zu jungen Menschen eine sinnhafte, motivierende Tätigkeit. Und es braucht genügend und gut ausgebildete Lehrpersonen, besonders auch an der Oberstufe. Somit sind die Aussichten im Beruf sehr gut.

Sie sprechen den Lehrpersonenmangel an?

Ja. Selbstverständlich wollen wir mit diesem Studiengang auch einem potentiellen Lehrpersonenmangel entgegenwirken. Damit finden die Schulen rasch gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Dies entspricht den Bedürfnissen der regionalen Schulen, insbesondere auch in romanisch- und italienischsprachigen Teilen des Kantons Graubünden.

Die Studientage sind ausschliesslich auf den Donnerstag und den Freitag festgesetzt. Warum?

Der Studiengang ist als Teilzeitstudiengang konzipiert und beansprucht rund 50 Prozent der Arbeitszeit. Die Studierenden können also im Teilzeitpensum weiterhin ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen oder, falls sie eine Stelle als Lehrperson annehmen, bereits auf der Zielstufe unterrichten. Die fixen Tage geben den Studierenden Planungssicherheit.

Was erwartet die Studierenden in der Ausbildung?

Bei uns erweitern sie ihr bereits vorhandenes Fachwissen mit pädagogischen Kompetenzen. Diese sind für den Unterricht an einer Oberstufe unerlässlich. Als Schwerpunkt beschäftigen sie sich während ihrem dreijährigen Studium mit den Bereichen Erziehungswissenschaften, Berufspraxis und Fachdidaktik.

Welcher Stellenwert haben Praktika?

Die berufspraktische Ausbildung stellt von Beginn weg einen wesentlichen Teil des Masterstudiums dar. Die Studierenden können das erlernte Wissen direkt in der Schule anwenden. Erfahrene Lehrpersonen und Mentoratspersonen begleiten und beraten die Studierenden im Unterricht und geben Tipps.

Was müssen die künftigen Studierenden in ihrem Bildungsrucksack mitbringen?

Für das Studium an der PH benötigen sie einen spezifischen Bachelor- oder Masterabschluss in einem Fach der Volksschule. Das sind zum Beispiel Deutsch, Französisch oder Mathematik, aber auch Natur und Technik, Bewegung und Sport bis hin zu bildnerischem Gestalten.

Es ist also eine individualisierte Ausbildung?

Wir arbeiten in der Ausbildung mit modernen didaktisch-methodischen Grundsätzen. Was nachher im Schulalltag gilt, wird auch bei uns an der Pädagogischen Hochschule praktiziert. Zu Beginn des Studiums führen wir deshalb mit den angehenden Lehrpersonen in jedem Modul ein Assessment durch. Darauf aufbauend erstellen wir mit ihnen eine persönliche Lernlandkarte. Für einzelne Fachdidaktikmodule reisen die Studierenden an die PH St. Gallen. Wir haben den Studiengang gemeinsam mit ihr konzipiert, um Synergien zu nutzen.  

 

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