Wissenschaftscafé:
Resilienz bei Kindern und Jugendlichen fördern

Die Fähigkeit, gestärkt aus Krisen hervorzugehen, ist heute ein zentrales Thema. Welche Rolle spielen soziale Rahmenbedingungen bei der Resilienzentwicklung, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen?

Resilienz ist bereits seit längerem ein zentraler Begriff, wenn über Menschen und ihre Entwicklung gesprochen wird. Nicht nur Fachleute wissen inzwischen, dass schwerwiegende Lebenskrisen überwunden werden können, ohne dass die Betroffenen daran zerbrechen. Die Menschen sind sich also ihrer psychischen Widerstandsfähigkeit bewusst, und das ist eine gute Botschaft. Und auch die Forschung bestätigt: Personen, die in der Lage sind, sich den sogenannten Widrigkeiten des Lebens entgegenzustellen, scheinen besonders gut ausgerüstet zu sein, ihre eigene Entwicklung adaptiv voranzubringen. 


Merkmale und Faktoren der Resilienz
Es überrascht denn auch nicht, dass intensiv nach Merkmalen gesucht wird, die es Menschen ermöglichen, Resilienz zu entwickeln. Und tatsächlich ist das Wissen hierzu schon relativ differenziert aufgearbeitet. So ist gut belegt, dass eine stabile Selbstwirksamkeitserwartung Menschen in Krisensituationen stärkt. Die betroffenen Personen bleiben handlungsfähig und aktiv. Ebenso spielen sogenannte «relevante Dritte» – also unterstützende Personen im Umfeld der Betroffenen – eine entscheidende Rolle.

Ist also nicht nur das Phänomen der Resilienz bekannt, sondern kennt man auch Faktoren, die Resilienz entwickeln helfen, liegt es nahe, Menschen während kritischen Lebensphasen zu unterstützen oder sie auf mögliche Krisen vorzubereiten. Dies wird im Rahmen sogenannter Ressourcenstärkungen bereits gemacht, Tendenz zunehmend. 

Psychosoziale Herausforderungen junger Menschen
Konkret wird diese Praxis dann sichtbar, wenn pädagogisch-psychologisch geschultes Fachpersonal mit krisenbetroffenen Kindern oder Jugendlichen arbeitet. Hier wird klar, wie zunehmend unsicher das Heranwachsen in der heutigen Zeit geworden ist. Viele junge Menschen stehen unter psychosozialem Druck, weil sie beispielsweise Angst haben, zu versagen, und sich deshalb nicht sicher sein können, einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Dies zeigt, wie gesellschaftliche Sicherheiten brüchig geworden sind und sich zunehmend in Entwicklungsrisiken verwandelt haben. 

Gesellschaftliche Verantwortung und Resilienz
In diesem Kontext ist der Aufbau stabilisierender Ressourcen unabdingbar, ja gar bedeutsam. 
Und dass hier, sozusagen ambulant und teils unter Notfallbedingungen, Hilfe geleistet werden muss, ist wohl noch weniger zu hinterfragen. Doch eine dritte und übergeordnete Frage rückt dabei in den Fokus: Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen Gesellschaft, Familie und dem Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen heute? Gibt es gesellschaftliche und/oder familiäre Verantwortungen, die es ermöglichen, Aufwachsbedingungen so zu gestalten, dass mehr Stabilität und Sicherheit beziehungsweise Akzeptanz für junge Menschen möglich wird? Bedeutet Resilienzförderung also nicht nur, an situativ erlebten Krisen nicht zu zerbrechen, sondern auch, gesellschaftliche Voraussetzungen zu schaffen, die Jugendlichen den Aufbau stabilisierender Ressourcen erleichtern? 

Ist unser Blick auf Resilienz verkürzt, wenn wir diese nur als Fähigkeit verstehen, auftauchende Krisen zu bewältigen und produktive Entwicklungen unter Risikobedingungen voranzubringen? Sollte Resilienz also mehr umfassen, als nur die Einzelnen selbst in den Blick zu nehmen und sie gewissermassen «krisenresistent» zu machen? Oder sehen wir hier allenfalls Grenzen des Konzepts? Weil die Vermutung nahe liegt, dass auf eigenartige Weise die Verantwortung im Umgang mit einer krisenhaften Gesellschaft primär den heranwachsenden Individuen übergeben wird?

Wissenschaftskaffee vom 7. November 2024: Diskutieren Sie mit uns.


Diese Fragen diskutieren wir im kommenden Wissenschaftscafé vom 7. November 2024 mit verschiedenen Fachpersonen:

Benjamin Krexa, Chefpsychologe und Mitglied der Geschäftsleitung Psychiatrische Dienste Graubünden (PDGR), Giuseppe Palaia, Klassenlehrer der Timeout-Klasse Sekundarstufe I in Chur. Beide begleiten in ihrer täglichen Arbeit junge Menschen, die trotz widriger Lebensumstände ihre Entwicklung vorantreiben und bei ihrer Lebensgestaltung nicht aufgeben.

Moderation: Prof. Dr. Albert Düggeli, Prorektor Forschung und Entwicklung PH Graubünden (PHGR). 

Benjamin Krexa, Chefpsychologe und Mitglied der Geschäftsleitung Psychiatrische Dienste Graubünden (PDGR).

Giuseppe Palaia, Klassenlehrer der Timeout-Klasse Sekundarstufe I in Chur.

Prof. Dr. Albert Düggeli, Prorektor Forschung und Entwicklung PH Graubünden.

Veranstaltungsreihe Wissenschaftscafé Graubünden: «Resilienz: Die Herausforderung, Risiken auszubalancieren und Krisen produktiv zu bewältigen»

Die Wissenschaftscafés thematisieren wissenschaftliche und gesellschaftliche Fragen in Diskussionen zwischen Expertinnen, Experten und dem Publikum. Dabei stehen für unseren Kanton relevante Themen im Vordergrund. Der Eintritt ist frei.

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Professur Erziehungs­wissen­schaften

Welche kognitiven, metakognitiven, motivationalen und emotionalen Faktoren beeinflussen Lernprozesse? Wie können Lehrpersonen und Schulen die Lernprozesse aller Schüler:innen optimal unterstützen? In der Professur für Erziehungswissenschaften setzen wir uns mit aktuellen Fragen und Herausforderungen in der Schweizerischen und Bündnerischen Bildungslandschaft auseinander. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in die schulische Praxis durch Angebote in der Lehrer:innenaus- und -weiterbildung transferiert.

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Professur Mathematikdidaktik

Die Professur für Mathematikdidaktik sowie die Arbeitsgruppe MINT setzt sich für die Lehre und Forschung in der Mathematik und der Informatik ein. Die Mitglieder der Gruppe sind in der Lehre an verschiedenen Modulen der Mathematik und der Informatik beteiligt und bieten zudem regelmässige Weiterbildungen an. In der Forschung stehen aktuelle wissenschaftliche Fragestellungen zum Lehren und Lernen mit digitalen Mathematikwerkzeugen sowie zu ausserschulischen MINT-Lernorten im Fokus. Das schliesst auch die Entwicklung und Erprobung von unterrichtsnahen digitalen Lernumgebungen ein.

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Professur Integrierte Mehr­sprachig­keits­didaktik Schwerpunkt Romanisch

Im Zentrum der Professur steht die theoretische und empirische Auseinandersetzung mit den fachdidaktischen Phänomen des Rätoromanischen und der Mehrsprachigkeit. Die forschungsleitenden Fragen sind: Wie lernen Schüler:innen und wie lehren Lehrpersonen Romanisch beziehungsweise mehrere Sprachen? Wie können Lehrmittel diese Lehr-Lernprozesse optimal unterstützen?

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Professur Integrierte Mehr­sprachig­keits­didaktik Schwerpunkt Italienisch

Im Zentrum der Professur steht die Auseinandersetzung mit der Mehrsprachigkeitsdidaktik sowie der Didaktik des Italienischen als Schul- und Fremdsprache. Der Fokus liegt aktuell insbesondere auf der Förderung des doppelten Kompetenzprofils des PH-Nachwuchses in diesen Bereichen sowie der Entwicklung von Lehrmitteln für das Fach Italienisch als Schul- und Fremdsprache auf Primar- und Sekundarstufe I.

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