Medienmitteilung
Erste Studie zum Corona-Schuljahr 2021/2022 in der Schweiz  

Schulleitende blicken, trotz einer hohen Arbeitsbelastung, zufrieden auf das pandemiegeprägte Schuljahr 2021/2022 zurück. Während dieser Phase haben sie in ihrem Kollegium eng untereinander zusammengearbeitet, und sie wollen aus den Erfahrungen lernen, wie Unterricht unter Pandemiebedingungen gestaltet werden kann. Im Rückblick betrachten sie die gemachten Erfahrungen generell als Chance für ihre berufliche Weiterentwicklung, aber auch als Chance für die Weiterentwicklung der Schulen insgesamt. Dies geht aus der Studie «S-CLEVER+. Schulentwicklung vor neuen Herausforderungen» hervor, die von der Pädagogischen Hochschule Graubünden, der Universität Zürich, der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) und der Haute École Pédagogique Berne (partie francophone), Jura et Neuchâtel (BEJUNE) durchgeführt wurde. Die Studie wurde von der Jacobs Foundation finanziell unterstützt.

S-CLEVER+ -  eine Studie zur Schulentwicklung während der COVID-19-Pandemie

In der Studie «S-CLEVER+. Schulentwicklung vor neuen Herausforderungen» wurden rund 200 Schulleitende aus allen Sprachregionen der Schweiz zu ihren Erfahrungen im Corona-Schuljahr 2021/2022 befragt. Gemäss ihren Aussagen war dieses Schuljahr besonders geprägt von wechselnden Vorschriften der Schulbehörden, wobei in einigen Fällen auch ein Mangel an digitalen Ressourcen moniert wurde. «Die Ergebnisse zeigen, dass die Schulen das Schuljahr in den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz unterschiedlich erlebten, dass aber auch Regionen übergreifend ähnliche Erfahrungen gemacht wurden, beispielsweise, dass Digitales Lernen zum zentralen Thema an Schulen wurde. Auch wurde die verstärkte Zusammenarbeit im Kollegium als bedeutsam hervorgehoben», sagt Francesca Suter, Professorin für Erziehungswissenschaften an der PH Graubünden und Projektleiterin der Studie, die sie gemeinsam mit einem 5-köpfigen Forschungsteam durchgeführt hat.  

 

Rahmenbedingungen von Schulbehörden

Die Schulleitenden standen in besonderer Weise in der Pflicht, die behördlichen Vorgaben als Rahmenbedingungen umzusetzen. Diese gaben ihnen Sicherheit für die zielführende Organisation des Unterrichts vor Ort, obwohl sie teilweise, besonders in der italienisch- und französischsprachigen Schweiz, als widersprüchlich empfunden wurden.

 

Hauptfokus «Digitales Lernen»

Die Schulleitenden in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz gaben häufiger als ihre Kolleg:innen aus der italienischsprachigen Schweiz an, über digitale Ressourcen zu verfügen. Insgesamt wurden aber, und dies über alle Sprachregionen der Schweiz hinweg, Online-Plattformen vermehrt genutzt, vor allem zu Kommunikationszwecken und zum Austausch von Materialien. Ebenfalls hatten Fortbildungen zum Einsatz von digitalen Medien im Unterricht gemäss den Schulleitenden eine mittlere bis hohe Priorität. In der italienischsprachigen Schweiz wurde zudem von einem grösseren Teil der teilnehmenden Schulleitenden die Verbesserung der Qualität sowie der Verfügbarkeit von Wi-Fi prioritär genannt.

 

Die Zusammenarbeit im Kollegium war zentral für die Bewältigung der Herausforderungen

«Die Antworten der Schulleitenden zeigen zudem, dass die Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften bei der Bewältigung der Herausforderungen entscheidend war, und dass die meisten Schulen ihre Arbeitsabläufe an die neuen Bedingungen angepasst haben», so  Francesca Suter. Die Kommunikation wurde einerseits innerhalb des Lehrkörpers regelmässig abgestimmt, andererseits aber auch zwischen Lehrpersonen, Schüler:innen und Eltern. Mehr als 70 % der Schulleitenden in allen Sprachregionen stellte zudem nach der Pandemie einen grösseren Zusammenhalt des Kollegiums fest.

 

Viele Schulen wollen die Erfahrungen aus der Pandemie für die eigene Weiterentwicklung nutzen

Für zahlreiche Schulleitende ist es wichtig, die Erfahrungen aus der Pandemie im Hinblick auf die weitere Entwicklung ihrer Schule zu analysieren und zu reflektieren. Dieser Fokus wurde insbesondere von den Schulleitenden der italienischsprachigen Schweiz genannt. Zu einigen Veränderungen des Schulalltags haben viele Schulleitende einen klaren Plan, diese auch nach der Pandemie beizubehalten: Beispielsweise den engen Austausch und die Zusammenarbeit der Lehrpersonen untereinander oder die regelmässige Reflexion der Unterrichtsarbeit bzw. die Absicht, digitales Lernen nach der Pandemie weiterhin in den Unterricht zu integrieren.

Mit dem Wegfall der pandemiebedingten Vorgaben und Regularien ist der unterrichtliche Normalfall in gewisser Weise zurückgekehrt. Dieser ist allerdings gegenwärtig nicht weniger herausfordernd als während der Zeit der Pandemie. So stellen sich den Schulleitungen neben der systematischen Aufarbeitung der Pandemieerfahrungen zusätzliche Aufgaben, wie beispielsweise das Finden von pädagogischen Fachpersonen oder die schulische Integration von Lernenden aus Krisen- oder Kriegsgebieten.

 

Das sagen Expertinnen und Experten zu den Studienergebnissen

Meinascolas sestentan per la megliera qualitad da scola pusseivla e damognan las sfidas ensemen cun lur teams a moda avantagiusa – quei era en situaziuns excepziunalas e malgrad il squetsch persunal intensiv. A liunga vesta basegnan las menadras ed ils menaders da scola denton dapli resursas per saver ademplir las pretensiuns carschentas era mort la munconza da persunas d’instrucziun e restar sauns en quella clamada da gronda responsabladad.

Silvio Dietrich, president dall’Uniun da menadras e menaders da scola dil Grischun

È importante che le istituzioni preposte forniscano alle direzioni scolastiche e ai docenti le risorse e il supporto necessario per affrontare le sfide quotidiane garantendo loro, allo stesso tempo, salute e benessere. Solo in questo modo si può assicurare una gestione scolastica sostenibile e la promozione di un ambiente di apprendimento sano e di successo per gli allievi.

Sabina Paganini, Direttrice delle scuole comunali di Poschiavo

Aus einer Krisenbewältigung sollten alle Betroffenen Erkenntnisse ziehen können/müssen, deshalb ist der vorliegende Schlussbericht wegweisend für Entwicklungen und Veränderungen. Der Lernort Schule hat an Bedeutung gewonnen, nutzen wir das Zusammen"spiel".

Ursina Patt, Schuldirektorin Stadt Chur

Eckdaten zur Studie S-CLEVER+

Die Studie «S-CLEVER+. Schulentwicklung vor neuen Herausforderungen» wurde in der Schweiz von einem Konsortium der Pädagogischen Hochschule Graubünden, der Universität Zürich, der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) und der Haute École Pédagogique BEJUNE durchgeführt. Sie wurde finanziell von der Jacobs Foundation unterstützt und von Prof. Dr. Francesca Suter, Professorin für Erziehungswissenschaften der Pädagogischen Hochschule Graubünden, geleitet. Im Rahmen der Studie wurden Schulleiter:innen der Primar-  und Sekundarschulen in der Schweiz und in Deutschland im Sommer 2022 befragt. In der Schweiz nahmen insgesamt 202 Schulleitende teil (144 aus der Deutschschweiz und der rätoromanischen Schweiz, 23 aus der italienischsprachigen Schweiz und 35 aus der französischsprachigen Schweiz).  Die Stichproben der jeweiligen Sprachregionen sind repräsentativ bezüglich der Schulform und der regionalen Lage. Lediglich in der italienischsprachigen Stichprobe sind im Vergleich zur Verteilung in der Grundgesamtheit die Primarschulen leicht über- und die Sekundarschulen leicht unterrepräsentiert.

Zur Studie

Der Schweizer Ergebnisbericht ist in den Sprachen Deutsch, Italienisch und Französisch ab sofort auf der Webpage www.s-clever.org verfügbar.

Professur Erziehungswissenschaften an der PH Graubünden

In der Professur für Erziehungswissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Francesca Suter setzt sich die Pädagogischen Hochschule Graubünden mit aktuellen Fragen und Herausforderungen in der Schweizerischen und Bündnerischen Bildungslandschaft auseinander. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in die schulische Praxis durch Angebote in der Lehrer:innen aus- und -weiterbildung transferiert. 2022 wurde Francesca Suter für ihren Beitrag «Swiss Schools’ Challenges and Strategies during the COVID-19 Pandemic» als beste Präsentation in Geistes- und Sozialwissenschaften von der Academia, die Vereinigung zur Förderung von Wissenschaft, Forschung und Bildung im Kanton Graubünden, ausgezeichnet. Die PH Graubünden ist Projektpartnerin der Studie S-CLEVER+.

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Professur Erziehungs­wissen­schaften.

Welche kognitiven, metakognitiven, motivationalen und emotionalen Faktoren beeinflussen Lernprozesse? Wie können Lehrpersonen und Schulen die Lernprozesse aller Schüler:innen optimal unterstützen? In der Professur für Erziehungswissenschaften setzen wir uns mit aktuellen Fragen und Herausforderungen in der Schweizerischen und Bündnerischen Bildungslandschaft auseinander. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in die schulische Praxis durch Angebote in der Lehrer:innenaus- und -weiterbildung transferiert.

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