Rückblick
Buchvernissage Collana 11

Am 14. Februar wurde der 11. Band der Schriftenreihe Collana mit dem Titel Kindheit und Schulzeit in zwei Alpenregionen – Aufwachsen und Lernen in Südtirol und Graubünden zwischen 1920 und 1970 vorgestellt.

«Nach dem Abschluss der Schule musste ich zu Hause arbeiten, kochen und haushalten. Meine Schwester, Irene, hat sich dann dagegen gewehrt und wollte einen Beruf erlernen. Eigentlich durfte sie das ja wegen ihrem Vater nicht...»

 


Collana 11: Kindheit und Schulzeit in zwei Alpenregionen – Aufwachsen und Lernen in Südtirol und Graubünden zwischen 1920 und 1970

Das Buch entstand aus einem Forschungsprojekt, das die PH Graubünden gemeinsam mit der Freien Universität Bozen durchführte. Studierende wurden im Rahmen ihrer fachwissenschaftlichen Ausbildung in dieses Projekt eingebunden, was ihnen Kontextwissen zur schulischen Grundbildung sowie zu Aufwachsbedingungen der Befragten vermittelte. Durch diese originalen Begegnungen konnten Sachverhalte und Begebenheiten in Erfahrung gebracht werden, die in keinem Lehrbuch zu finden sind.

Die Buchvernissage wurde durch den Rektor der PH Graubünden, Prof. Dr. Gian Paolo Curcio, eröffnet. Die beiden Projektleitenden Prof. Dr. Annemarie Augschöll Blasbichler von der Freien Universität Bozen und Dr. Ursina Kerle von der PH Graubünden stellten das Projekt vor und gaben Einblicke in den schulhistorischen Kontext von Südtirol und Graubünden zwischen 1920 und 1970. Studierende, welche die bildungsbiographischen Portraits verfasst haben, lasen anschliessend aus ihren Texten vor und versetzten das Publikum durch eindrückliche Schilderungen in vergangene Zeiten zurück.

Abgerundet wurde der Anlass durch einen anregenden Austausch mit den anwesenden Protagonistinnen und Protagonisten der bildungsbiographischen Portraits Anna Tina Campell (ehemalige Dozentin der PH Graubünden), Peter Loretz (ehemaliger Leiter der berufspraktischen Ausbildung der PH Graubünden), sowie mit Dozierenden und Mitarbeitenden der PH Graubünden. Moderiert wurde die Buchvernissage von Prof. Dr. Albert Düggeli, dem Leiter des Prorektorats Forschung & Entwicklung der PH Graubünden. 

 

 

 

In diesem Buch erzählen Menschen aus ihrer Kindheit.

Sie berichten, wie sie aufgewachsen sind, wie sie gelernt haben, und wie sie zu einzigartigen Persönlichkeiten geworden sind. Sie erzählen von Balancen, die sie zwischen familiären Ansprüchen und schulischen Anforderungen haben finden müssen. Auch berichten sie über unerwartete Ereignisse, aus denen neue Lebensperspektiven gewachsen sind. Sie erzählen es und machen dabei auch klar, dass ihnen nicht immer alles gelungen ist. Nicht immer konnten sie jenen Lebensweg gehen, den sie sich gewünscht haben. Und trotzdem zeigen die Erzählenden, dass sie zufrieden waren. Zufrieden damit, wie alles war und zufrieden damit, dass das eigene Leben ein gutes Leben  geworden ist. Dies ist aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive interessant. Aber nicht etwa, weil die Geschichten in irgendeiner Form nachweisen, wie es wirklich war. Ganz im Gegenteil; es liegen nichts anderes als subjektiv erinnerte und damit bewusste Sinnkonstrukte vor. In ihnen ist aber präsent, was bedeutsam war, was also über lebensbiografische Phasen hinweg bewusster Teil der erzählenden Menschen geblieben oder geworden ist. Es ist in gewisser Weise das bedeutungsaufgeladene Nicht-Vergessen, was erziehungswissenschaftlich betrachtet Ankerpunkte dafür liefert, Erziehung, Lernen und Entwicklung als epochaltypisch gelebtes Ineinanderfliessen erkennen zu können. Und dies eröffnet Lehramtsstudierenden ein vielschichtiges Lernfeld. Einerseits in den eben genannten Bereichen, die sie theoretisch ausdifferenzieren und vertiefen können. Andererseits aber auch, weil sie in den Geschichten soziale Kontextdimensionen erkennen können, die stets Teil von erzieherischen beziehungsweise entwicklungs- und lernbezogenen Prozessen sind. Lerngeschichten ermöglichen also theoretisch vielfältig anschlussfähige Ansichten. Der Schritt zu Einsichten aber erfordert analytisch angeleitetes Nachdenken. Und dieses erschliessen sich Studierende durch den Aufbau von forschungsmethodischem Wissen. Damit tragen Lerngeschichten in ihren Gesamtheiten dazu bei, kollektives Vergessen, das lebensbiografisch unvermeidbar ist, zumindest teilweise anzuhalten. Hierzu vermag die vorliegende Collana einen kleinen Beitrag zu leisten.


Prof. Dr. A.Düggeli, Prorektor Forschung und Entwicklung, Pädagogische Hochschule Graubünden

Blick ins Buch

 

Bibliografische Angaben

  • 222 Seiten
  • Format: 15,5 x 22,5 cm
  • Herausgeberschaft: Ursina Kerle, Annemarie Augschöll Blasbichler und Albert Düggeli (Pädagogische Hochschule Graubünden)
  • ISBN: 978-3-033-09734-6

Collana Verbindung von Forschung und Lehre am Beispiel des Projekts «Kindheit und Schulzeit in zwei Alpenregionen»

Die Collana 11 mit dem Titel  «Kindheit und Schulzeit in zwei Alpenregionen – Aufwachsen und Lernen in Südtirol und Graubünden zwischen 1920 und 1970» ist im November 2023 erschienen. Es ist die zweite Publikation, die aus der langjährigen Zusammenarbeit mit der Freien Universität Bozen (FUB) entstanden ist.

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