Interview
«Cool und lehrreich soll es sein»

Mit der Rockband Megawatt gewann Marco Gassner 2021 den Swiss Music Award. Der 45-Jährige über seine Tätigkeit als Instrumentallehrer an der PH Graubünden und die Kunst, Jugendliche für Musik zu begeistern.

Du stehst mit der Mundartrockband Megawatt im Rampenlicht. Bei der PH Graubünden bringst Du zukünftigen Lehrpersonen das Gitarrenspiel bei. Das sind total verschiedene Bühnen …

Marco Gassner: So verschieden sind die Bühnen gar nicht. Es geht in beiden Fällen um Musik und den Austausch mit Menschen. In beiden Fällen ist es ein Geben und Nehmen. Es geht darum Kompetenzen zu erlangen, ob in der Band oder im Instrumentalunterricht.

Was haben diese beiden berufliche Standbeine gemeinsam?

Es ist sicher die Fähigkeit, für Musik zu begeistern. Aber auch die Herausforderung, in verschiedenen Situationen richtig zu reagieren. So kann es sein, dass man ein Publikum vorfindet, welches nicht in guter Stimmung ist. Oder dass man in der Band oder mit dem Management konstruktiv nach Lösungen suchen muss. Auch als Dozent bin ich manchmal mit vergleichbaren Situationen konfrontiert. In beiden Fällen versuche ich, Positives einzubringen.

Wer hat in Dir die Begeisterung für die Musik entfacht?

Zuerst unsere Musiklehrerin an der Primarschule, die mit uns Kindern richtig coole Pop/Rock Songs gesungen hat. Ich bin auf dem Triesenberg aufgewachsen. Damals habe ich eher «Tschutta» und «Heua» gekannt und weniger die Musikwelt. Diese Musiklehrerin hat mir definitiv das Tor zur Musikwelt geöffnet. Später dann mein Gitarrenlehrer. Schliesslich all die grossartigen Künstlerinnen und Künstler, die mich inspiriert haben, selber kreativ zu sein und die Musik raus in die Welt zu bringen.

Bei der Musik folgst Du deinem Herzen, hast Du in einem Interview gesagt. Ist die Ausbildung junger Menschen für Dich auch eine Herzensangelegenheit?

Absolut! Nicht nur das Musizieren an sich, sondern auch das Weitergeben dieser Leidenschaft. Ich lebe es als aktiver Musiker ja auch vor, was motivierend wirkt.

Marco Gassner, Gitarrist  in der Rockband Megawatt und Instrumentallehrer an der PH Graubünden.

Weshalb ist es wichtig, Kinder und Jugendliche musikalisch zu fördern?

Es ist mittlerweile empirisch belegt, dass musikalische Förderung sehr positiv zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beiträgt. Es werden kognitive und motorische Fähigkeiten angeregt, Sozialkompetenzen entwickelt, Spannungen abgebaut und vieles mehr.

Was gibst Du Deinen Studentinnen und Studenten an der PH Graubünden besonders mit auf ihren Weg als Lehrperson?

Dass es in erster Linie um die Freude am Singen und Musizieren geht und nicht um die Perfektion. Die Kinder werden die Lehrperson nicht danach beurteilen, ob sie ein Lied mit anspruchsvollem Zupfmuster oder einem einfachen Strumming Pattern begleitet. Es freut mich, wenn ich höre, dass ehemalige Studierende im Klassenzimmer zur Gitarre greifen.

Welche Rolle spielen Instrumentallehrpersonen beim Lernerfolg der Studierenden?

Eine sehr grosse, kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Ich selbst hatte gute und weniger gute. Eine Lehrperson, die auf die musikalischen Vorlieben von Studierenden eingeht und sich als Coach:in sieht, wirkt motivierend und fördernd.

 Was hat einen grösseren Einfluss auf den Lernerfolg: Fleiss oder Talent?

Ich tippe auf Fleiss. Talent ist sicher hilfreich, aber Fleiss und Ausdauer setzen sich letztendlich durch.

Die Rockband Megawatt gewann 2021 in der Kategorie Best Breaking einen Swiss Music Award.

Ist es heute im Handyzeitalter schwieriger, Kinder und Jugendliche für das Musizieren zu begeistern als noch zu früheren Zeiten, als man generell mehr Zeit und Ruhe hatte?

Schuld ist nicht unbedingt das Handy. Das Handy ist mittlerweile ein gutes Medium und bietet viele Hilfestellungen, damit Kinder und Jugendliche selbstständig etwas erlernen können – auch für den Musikunterricht. Ich stelle eher fest, dass Kinder zu viele verschiedene Hobbys ausüben. Folglich bleibt ihnen zu wenig Zeit, um sich auf eines davon richtig einzulassen. So kann es vorkommen, dass die Lernerfolge ausbleiben und die Motivation verloren geht.

Welche Ziele setzt Du Dir täglich als Musikpädagoge?

Dass die Studierenden sagen: «Wow, das war wiedermal eine echt coole und lehrreiche Stunde.» Die Vorgaben des Lehrplans müssen zwar erfüllt werden, der Weg dazu ist aber flexibel. Das heisst, dass ich auf Aktuelles reagiere und die Studierenden so abholen kann.

Als ausgebildeter IT-Spezialist begeisterst Du im MINT-Projekt der PH Graubünden Schulkinder für ein ganz anderes Thema als Musik. Was reizt Dich daran besonders?

Es ist dasselbe wie beim Musikunterricht: das Lehren, die Freude am Vermitteln von Kompetenzen und Leidenschaften.

Und: Heutzutage vermischen sich die Welten enorm. Es reicht zum Beispiel nicht mehr aus, nur Gitarre spielen zu können. Man benötigt verschiedene Anwendungskompetenzen im Bereich Recording, Software, PlugIns, Social Media, Content Herstellung, Website Programmierung etc.

Was sind Deine nächsten musikalischen Höhepunkte?

Wir spielen unsere erste eigene Headliner Tour, haben bereits ausverkaufte Konzerte, z.B. in der Mühle Hunziken, dürfen am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Pratteln und auf der Swiss Rock & Blues Cruise spielen. Auch ein erstes Auslands Open Air steht diesen Sommer an und das Debutalbum knackt jetzt gleich die „100 Wochen in der Hitparade“ Grenze! Es passieren derzeit unglaubliche Dinge bei Megawatt. Manchmal kann ich es kaum fassen.

Traumberuf Lehrperson

(Angehende) Lehrperson prägen unsere Zukunft. Sie übernehmen Verantwortung für die Gesellschaft und gestalten die Welt von morgen. Die PH Graubünden bietet in Chur zwei Bachelor-Studiengänge an. Die Diplome sind schweizweit anerkannt.

Bachelorstudium Kindergarten und Primarschule (1. – 2.).

Möchten Sie Kinder vom Kindergarten bis in die zweite Klasse fördern und begleiten? Als Lehrperson helfen Sie den Kindern, sich ihren Interessen entsprechend zu entwickeln. An der Pädagogischen Hochschule Graubünden lernen Sie, wie Sie Inhalte didaktisch aufbereiten und eine positive Atmosphäre im Klassenzimmer schaffen.

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Bachelorstudium Primarschule (1. – 6.).

Als Lehrer:in für die Primarschule unterrichten Sie Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse. Sie schaffen Lerngelegenheiten, mit denen Schüler:innen sich optimal weiterentwickeln können. Die Pädagogische Hochschule Graubünden bereitet Sie auf den Unterricht in sämtlichen Fächern des Lehrplans vor und ermöglicht, theoretische Modelle praktisch anzuwenden.

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