28.11.19
An der Pädagogischen Hochschule Graubünden (PHGR) ist die Sprache zentrales Thema in der Lehre, in der Forschung und in der Weiterbildung. Dabei spielt die Förderung des Romanischen und Italienischen eine wichtige Rolle. Ausgewählte Module der Ausbildung von Kindergarten- und Primarschullehrpersonen werden mehrsprachig durchgeführt. Eine Besonderheit ist auch das zweisprachige Diplom Italienisch-Deutsch und Romanisch-Deutsch.
Die Stellung der Sprachen an der PHGR lässt Parallelen zur Arbeit der Nationalratspräsidentin und neu gewählten Ständerätin Marina Carobbio Guscetti erkennen, welche die Sitzungen des Nationalrats in ihrem Amtsjahr in ihrer Erstsprache Italienisch geleitet hat. Umso erfreulicher ist es, dass der Sonderprofessur für Integrierte Mehrsprachigkeitsdidaktik (IMD) der PHGR gelungen ist, Frau Carobbio Guscetti für eine Veranstaltung an der PHGR zu gewinnen. Bezugnehmend zu den Forschungstätigkeiten der IMD standen drei Fragen im Zentrum:
Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit den Studierenden des ersten Ausbildungsjahres konzipiert und gestaltet. Eine Studierendengruppe hat zu den erwähnten Themenbereichen eine theoriebasierte, mehrsprachige Debatte durchgeführt. Die Studentinnen und Studenten schlüpften je in eine fiktive Person, die die unterschiedlichen Aspekte und Argumente der Sprachendiskussion auf lokaler und nationaler Ebene wiederspiegeln sollte. Dabei wurden kontroverse Positionen wiedergegeben, wie "Gefahr der Überforderung der Kinder", "Forderung nach Pragmatismus beim Sprachenlehren", "Respekt der anderen nationalen Kultur gegenüber".
In ihrem aufschlussreichen Vortrag in italienischer und deutscher Sprache berichtete Frau Carobbio über ihr zu Ende gehendes Präsidialjahr, in welchem sie sich vor allem für die italienische Sprache eingesetzt hat. "Sprachen sind ein wichtiges Element für die kulturelle Identität", führt Frau Carobbio aus. Als Präsidentin hatte sie die Gelegenheit, dem Italienischen mehr Gewicht und Raum zu geben. "Vielfalt bedeutet Reichtum für ein Land" betonte Frau Carobbio in ihrer Ansprache. Auch in der Schweizer Politik sei das Italienische vermehrt einzusetzen, nicht nur symbolisch zur Begrüssung oder Verabschiedung; sie erhofft sich durch ihren Vorstoss langfristige Impulse gesetzt zu haben, dass in der politischen Praxis vermehrt Debatten geführt werden, die dem Italienischen einen angemessenen Raum geben. Vor dem Nationalratsvorsitz von Carobbio lag der Anteil von italienischen Voten bei 1 Prozent. Im Jahr von Carobbio wurde mit 2.5 % ein Rekord erzielt. Dieses Vorbild hat auch zahlreiche andere Personen ermuntert, das Italienische oder Französische vermehrt einzusetzen. Für Frau Carobbio haben die Schulen in der Vermittlung der Landessprachen eine bedeutende Rolle inne. Institutionen, die den Plurilinguismus untersuchen, erforschen und fördern, müssen vermehrt unterstützt werden.
Abgeschlossen wurde die Veranstaltung mit einer dreisprachigen Podiumsdiskussion mit Frau Carobbio, den beiden Inhabern der Sonderprofessur, Prof. Dr Rico Cathomas und Dr. Vincenzo Todisco und drei Studierenden. Moderiert wurde die Debatte durch den Leiter der Stabsstelle Kantonssprachen der PHGR, Gian Peder Gregori. Dabei wurden persönliche, biografische Erfahrungen der Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer mit der Mehrsprachigkeit sowie beim schulischen Erlernen von Zweit- und Fremdsprachen thematisiert.
Der Veranstaltung wohnten 250 Studierende und 20 geladene Gäste aus Politik, Bildung und Kultur bei.
Download:
Medienmitteilung (.docx)
Comunicato stampa (.docx)
Communicaziun a las medias (.docx)
Ressortleiter Sonderprofessur IMD Italienisch